Wie hat die Coronakrise der Automobilindustrie zugesetzt?

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Neben der Gastronomie und dem Tourismus scheint die Automobilindustrie einer der am stärksten von der Coronakrise betroffenen Wirtschaftszweige in Deutschland zu sein. Aufgrund des Lockdowns und der damit verbundenen Produktionsstopps sowie der generell verminderten Nachfrage nach Autos aus der Gesellschaft sehen sich die Riesen VW, Daimler und BMW völlig neuen Herausforderungen gegenüber.

Das hatten sich die Konzernchefs der drei größten Automobilhersteller Deutschlands im Jahr 2020 dann doch anders vorgestellt. Mit neuen, innovativen Modellen, steigenden Absatzzahlen und einer Vielzahl von neuen Funktionen wurde letztes Jahr noch von VW, Daimler und BMW getönt, aber auch ihnen hat 2020 mit der Coronakrise schwer zugesetzt.

Statt der aufschwingenden Absatzzahlen hat Corona vor allem gezeigt, dass ein laufendes System nur ungern völlig heruntergefahren wird. Kurzarbeit, riesige Umsatzeinbußen und das Auftauchen zahlreicher Baustellen sind die Folge. Baustellen, die ohne das wichtige und sonst allzeit fließende Geld auf einmal nicht mehr versorgt werden können. Gemessen an der Maßzahl Gewinn pro Auto schneiden alle deutschen Autobauer – mit Ausnahme von Porsche – deutlich schlechter ab, als sie dürften.

Das Leid des einen ist das Glück des Anderen oder wie es so schön heißt, denn die Konkurrenz aus Übersee kommt viel besser durch die Krise. Tesla verdient beispielsweise gutes Geld im gleichen Zeitraum und redet immer noch über Expansionen auf der ganzen Welt.

Eine beliebte Maßnahme zur Kosteneinsparung ist nicht nur der Verkauf von ungewollten Produktionsstätten, wie beispielsweise das Smart-Werk in Hambach, das Daimler kürlich veräußert hat. Nein, auch an die Stellen wird der Rotstift angesetzt, was alleine bei Daimler zu rund 20.000 weniger Stellen von den sonst 300.000 Arbeitsplätzen führen könnte.

Die anderen Autohersteller sehen das ähnlich, denn obwohl diese keinerlei konkreten Zahlen nennen, gehen Experten davon aus, dass die Coronakrise insgesamt bis zu 100.000 der Stellen bei den deutschen Automobilherstellern fordern können. Kollateralschäden aufgrund mangelnder Auftragslage bei den Automobilzulieferern nicht miteingeschlossen, wohlbemerkt.

Genauer gesagt, wären die Folgen eines zweiten Lockdowns katastrophal. Nicht unbedingt, weil die Automobilhersteller Kapazitäten zwischen 5% und 15% abbauen müsste, aber vor allem weil darunter die Zulieferer und deren Angestellte leiden könnten. Experten sehen jedoch die Coronakrise nicht als einzigen Faktor, der erhebliche Mängel innerhalb der deutschen Automobilindustrie aufzeigt. „Die Branche hat es in der Vergangenheit versäumt, wichtige Weichenstellungen vorzunehmen.“ erklärt beispielsweise Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management der Fachhochschule Bergisch Gladbach.

Die Coronakrise ist lediglich ein Katalysator für die Versäumnisse der Vergangenheit und zeigt auf, dass die deutschen Firmen sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit zulange ausgeruht haben, bevor Sie entschieden haben, dass es Zeit für wichtige Neuerungen sein könnte.

Neue Antriebsstränge, die Weiterentwicklung der Batterietechnik und die generelle Vernetzung und Digitalisierung sind drei Bereiche, in denen die deutsche Automobilindustrie der internationalen Konkurrenz bereits jetzt hinterherläuft – ohne Aussicht auf Besserung. Für eben diese Besserung müssten nämlich weitreichende Veränderungen vorgenommen und das dementsprechende Wissen gesammelt werden, was laut Branchenexperten nicht absehbar ist. „Die Zögerlichkeit der Vergangenheit rächt sich jetzt.“ schließt Bratzel.

Aufgrund dessen hat die Coronakrise lediglich den Schleier über die verhüllten Probleme gelüftet und gezeigt, dass wir im Zugzwang sind, wenn wir den Anschluss an die Weltspitze nicht verlieren wollen. Aufgrund dessen ist es wichtiger als je zuvor die Möglichkeit am Schopf zu packen und die interne Digitalisierung voranzutreiben sowie den Rotstift anzusetzen, um überflüssige Ressourcen und Kapazitäten gegen die Weiterentwicklung zukunftsfähiger Technologien einzutauschen. Nur damit kann die Automobilindustrie auch zukünftig das machen, was sie am besten kann – hochklassige Autos herstellen.

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